Erfordert Verschönerung Kahlschlag?

Tessina Hoeger (von links), Bernd Kraus, Silvia und Juliana Hoeger protestieren auf dem Marktplatz gegen die geplante Baum-fällung. Mit Plakaten wollen sie auf ihr Anliegen aufmerksam machen. © Lenhardt

MARKTPLATZ: BÜNDNIS-GRÜNE ORGANISIEREN DEMONSTRATION GEGEN BAUMFÄLLUNG / TEILNEHMER WOLLEN VERWALTUNG ZUM UMDENKEN BEWEGEN / ERHALT TROTZ UMGESTALTUNG MÖGLICH

Autor: Stefan Kern (ske)

Tessina Hoeger (von links), Bernd Kraus, Silvia und Juliana Hoeger protestieren auf dem Marktplatz gegen die geplante Baum-fällung. Mit Plakaten wollen sie auf ihr Anliegen aufmerksam machen. © Lenhardt

KETSCH. Wann genau die Bäume auf dem Marktplatz gefällt werden sollen, weiß hier keiner. Aber, so die Befürchtungen unter den rund 60 Demonstranten, es könnte sehr bald sein. In ihren Augen ein unwiederbringlicher Schaden, der nicht sein müsste. Denn, und davon waren hier auf der Demonstration gegen den Kahlschlag auf dem Marktplatz alle überzeugt, eine Neugestaltung mit Erhalt der meisten Bäume sei möglich. Ja, es wäre mit etwas Aufwand verbunden und es könnten auch nicht alle gerettet werden. Aber im Ergebnis könnten am Ende die meisten der über 20 Jahre alten Bäume stehenbleiben.
Heike Schütz und Robert Brusaik, Sprecher des Ortsverbandes „Bündnis 90/Die Grünen“ ließen mit ihrer Aktion „Lasst die Bäume stehen“ keinen Zweifel am Ziel. Aber sie zeigten sich zugleich gesprächsbereit: „Wir lehnen die Neugestaltung nicht ab.“ Im Gegenteil, eine Verschönerung sei durchaus zu begrüßen. Aber dafür müssten die Bäume nicht gefällt werden. So könnten geplante Querparkplätze zwischen den Bäumen angesiedelt werden. Das sei zwar etwas komplizierter, aber es gehe. Die Entscheidung, einfach radikal alle Bäume zu fällen, sei rücksichtslos
Etwas Einsicht auf allen Seiten
Eine Sicht, die hier von allen geteilt wurde. Sabine Weiß erklärte, dass sie sich die Planungen angesehen habe und sie sich nicht vorstellen könne, dass kein einziger Baum zu retten sei. Immerhin bedeute das, dass es hier im Sommer über Jahre nun kaum mehr Schatten gebe. Für Andrea Konnowski scheint das gar nicht nötig zu sein. Es gebe Lösungen, mit denen am Ende alle leben könnten. „Das einzige, was es dafür braucht, ist etwas Einsicht auf allen Seiten.“ Auch Tina Rothenhefer kann den radikalen Schritt nicht nachvollziehen. Dass es überall viel Grün gebe und an vielen Stellen prächtige Bäume stehen, sei doch ein Markenzeichen für die Gemeinde
Mit wem man auch sprach, Willi Montag, Karl-Heinz Friedmann oder Franziska Krieger, alle appellierten an die Verwaltung, die Pläne noch einmal zu überarbeiten und wenigstens zu versuchen, Bäume zu retten. Dezidiert wurde dabei immer wieder darauf verwiesen, dass es nicht darum gehe, die Neugestaltung komplett zu verhindern
Klimabilanz im Keller
Es sollte nur nach einer Lösung gesucht werden, die das Überleben der Bäume ermöglicht. Deutlich wurde auch die elf-jährige Tessina Hoeger. Für sie ist die Rechnung ganz einfach. Je älter und größer ein Baum ist, desto mehr Kohlendioxid nimmt er auf und desto mehr Sauerstoff gibt er ab. Mit der Entscheidung des Gemeinderates, alle diese großen Bäume zu fällen, rutscht die Klimabilanz der Gemeinde ins Minus.
Als Zeichen für diesen Widerstand klebte sie mit ihrer Schwester und ihrer Mutter genau wie alle anderen Baumfällgegner Plakate auf die Bäume, die klar machen sollten, dass sie es wert sind, erhalten zu werden. Vielleicht, so Tessina, hilft die Aktion, dass das Thema vom Gemeinderat noch einmal aufgenommen und mit den Planern zusammen überlegt wird, wie die Bäume gerettet werden könnten. Es sei, so der Tenor unter den Demonstranten, ein schönes und vor allem demokratisches Zeichen. Denn es würde zeigen, dass die Politik den Bürger ernst nimmt.

© Schwetzinger Zeitung, Montag, 18.09.2017