Die Punks von Ketsch. Was für China der Panda ist, ist für Ketsch die Haubenlerche!
Ketsch: Dr. Andre Baumann und Experte Andreas Ness leiteten eine Exkursion zu den geschützten Revieren der Haubenlerchen
„Es richtig machen und nicht jammern!“ So lautet Dr. Andre Baumanns Ratschlag, wenn es um Naturschutz geht. Besonders, wenn es um den der Haubenlerche geht. Denn dieser vom Aussterben bedrohte und streng geschützte Bodenbrüter mit der markanten, namensgebenden Federhaube hat seinen baden-württembergischen Verbreitungsschwerpunkt im Landtagswahlkreis Schwetzingen. „Somit haben wir Kurpfälzer eine besondere Verantwortung für die Haubenlerche“, sagt der grüne Wahlkreisabgeordnete. Ein Beispiel für besonders gut umgesetzte Schutzmaßnahmen und ein ausgezeichnetes Zusammenspiel von Naturschutz und Landwirtschaft fände sich in Ketsch. Aus diesem Grund hatte Baumann jüngst gemeinsam mit dem Experten Andreas Ness zu einer Exkursion in die Gemeinde eingeladen. Etwa 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden sich am Startpunkt am Oftersheimer Heuweg ein, darunter unter anderem Ketschs Bürgermeister Timo Wangler, Gemeinderäte und -innen aus Ketsch und Hockenheim, wo es Diskussionen um einen besseren Schutz der Haubenlerche gibt, sowie Cindy Baumann vom NABU Schwetzingen und Vertreter des Umweltstammtisches Ketsch.
Nur noch 63 Brutpaare in Baden-Württemberg
Bürgermeister Wangler zeigte sich als „stolzer Besitzer der Haubenlerche“ und freute sich darauf, an diesem Tag noch mehr Informationen über diese zu erfahren. Neben Baumann lieferte diese Andreas Ness, Geschäftsführer des Planungsbüros IUS Weibel & Ness mit Sitz in Heidelberg, der die Haubenlerchen-Population auf den Feldern nahe des Ketscher Gewerbegebiets Süd seit einigen Jahren betreut und die Gruppe anführte. Die Haubenlerche war bis in die 1990er-Jahre in der nordbadischen Oberrheinebene weit verbreitet. In den vergangenen zwei Jahrzehnten gingen die Bestände jedoch dramatisch zurück. „Aktuell gibt es in Baden-Württemberg noch 63 Brutpaare“, berichtete Biologe und Ornithologe Baumann. Das Management des Projekts in Ketsch folgt den Methoden des Artenschutzprogramms der Höheren Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Karlsruhe. Ness‘ Büro war 2020 mit der Umsetzung beauftragt worden. Die Maßnahme ist auf 25 Jahre angesetzt, wird vom Land gefördert und ist wissenschaftlich begleitet. Mit sogenannten Monitorings werden die Bruterfolge der bedrohten Vögel dokumentiert. „Wir haben hier eine geschützte, teils eingezäunte Fläche von 1,2 bis zwei Hektar“, erklärte Ness. „Die Reviere der Haubenlerchen sind jedoch weniger als 100 Quadratmeter groß. Mehrfach hinzuschauen lohnt sich also.“
Viele Haubenlerchen zu sehen
Und in der Tat, es lohnte sich: Immer wieder waren Exemplare der sperlingsgroßen, am Rücken braun und gräulich gezeichneten Vogelart zu sehen, am Boden nahe des Weges oder im Flug. „Für so etwas reisen Ornithologen aus ganz Deutschland an“, sagte Baumann, der selbst sein Fernglas an diesem Tag dabei hatte und es auch gerne verlieh. Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten jedoch selbst welche dabei, so auch Elisa Strott, die gemeinsam mit ihrer Familie aus Oftersheim an der Exkursion teilnahm. „Ich studiere Biogeowissenschaften in Koblenz und bin auch bei den Grünen in Oftersheim aktiv“, erzählte die junge Frau, die im Rahmen ihres Studiums schon öfter Vögel beobachtet hat. „Aber hier haben wir eben nicht gängige, heimische Arten und es ist toll, diese heute mal sehen zu können.“ Auch ihre jüngere Schwester Sophie war gerne dabei, schrieb sie doch gerade an einer Hausarbeit über Vögel für die Schule. Die Idee zur Teilnahme hatte ihre Mutter, Vater Markus freute sich über die Gelegenheit, mehr Bewusstsein für die heimische Natur und Tierwelt zu entwickeln. Wichtig sei es, so Ness, dass Vogelfreunde und Spaziergänger Abstand hielten von den Haubenlerchen. Hunde seien unbedingt an die Leine zu nehmen. Fühlten sich die Vögel gestört, könne es sein, dass sie ihre Brut aufgeben.
Mit landwirtschaftlichen Flächen kommt der Bodenbrüter gut zurecht
Die Teilpopulation der Haubenlerchen darf sich in den Habitaten rund um Ketsch erholen: 2022 habe die Zahl der Brutpaare, die Nachwuchs bekamen, bei fünf gelegen, so Ness. Ziel sei es, die Teilpopulationen wieder auf einem selbsttragenden Niveau zu stabilisieren. Sechs Brutpaare seien dafür ein realistisches Ziel. „Unsere Schutzmaßnahmen erhöhen die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Aufzucht von zehn auf 50 Prozent“, berichtet der Experte. Die Haubenlerche brüte zwar am Boden, aber gerne auf einer leicht erhöhten Position. Die Hügel auf einem Spargelfeld etwa seien dafür ideal, erklärte Baumann, als die Gruppe an eben einem solchen stoppte – aber nur, wenn für den Anbau keine Planen verwendet würden, so wie auf diesem ökologisch bewirtschafteten Acker. Generell komme die Haubenlerche mit landwirtschaftlichen Flächen, etwa auch Kartoffel- oder Karottenäckern, gut zurecht, sagte auch Ness. „Wenn ein Nest entdeckt wird, kann es sein, dass wir in Abstimmung mit den Landwirten bestimmte Düsen der Bewässerungsanlagen entfernen, damit die Brut nicht nass wird.“ Für eventuelle Ertragsausfälle würden die Landwirte entschädigt, berichtete Baumann und ging sogar noch weiter: „Das Land Baden-Württemberg möchte, dass die Bauern mit Artenschutzmaßnahmen genauso viel verdienen wie mit der Bewirtschaftung von Flächen, die Landschaftspflege ein fester eigener Betriebszweig für sie wird.“
Landwirte machen durch die Artenschutzmaßnahmen keine Verluste
Wie das funktionieren kann, zeigte sich an diesem Tag am Beispiel einer eingezäunten Wiese einige hundert Meter weiter des Weges. „Um den Bestand der Haubenlerchen zu stabilisieren, wurde die Bewirtschaftung hier ausgesetzt“, erklärte Ness. „So können wir auch ungestört beobachten, was gut für die Art funktioniert.“ Die Besitzer des Feldes verdienten dank der Entschädigungen vom Land genauso viel, wie sie es durch eine Bewirtschaftung würden. Langfristig sei hier eine Drei-Felder-Bewirtschaftung angedacht. „Naturschutz und Landwirtschaft sind kein Gegensatz, wie vielmals beschworen“, sagte Baumann. „Im Gegenteil, wie in diesem Fall zu sehen, brauchen sie einander oft sogar.“ Man müsse es eben nur richtig machen, fügte er an und bedankte sich noch mal ausdrücklich bei der Gemeinde Ketsch, dass sie diese Herausforderung angenommen hat. Auch Christian Kramberg von der Hockenheimer BürgerInitiative Biblis (BIB) zeigte sich beeindruckt. „Es ist toll, was die Gemeinde hier in Zusammenarbeit mit den Naturschützern und den Landwirten geleistet hat“, sagte er, „denn die Zusammenarbeit ist wichtig, um gefährdete Arten und die Biodiversität zu erhalten. Mit gutem Willen lassen sich verschiedene Interessen unter einen Hut bringen. Es wäre schön, wenn das in Hockenheim auch funktionieren würde.“
Bilder:
Foto 1 (© Larissa Rotter): Der grüne Landtagsabgeordnete Dr. Andre Baumann hatte jüngst gemeinsam mit dem Experten Andreas Ness zu einer Exkursion zu den Haubenlerchen-Revieren rund um Ketsch eingeladen.
Foto 2 (© Gunnar Hanebeck): Die Haubenlerche ist vom Aussterben bedroht. Daher sind Schutzmaßnahmen für sie notwendig.
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Dr. Andre Baumann MdL
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