Kahlschlag auf der Rheininsel Ketsch – Ein falsches Verständnis von Waldwirtschaft

Die aktuelle Diskussion rund um den Kahlschlag auf der Rheininsel Ketsch sorgt für Aufsehen. Die Grünen Ketsch schalten sich ein. Der Forst argumentiert, dass der massive Eingriff aufgrund des Eschentriebsterbens und einer geplanten Eichenaufforstung notwendig sei. Doch dieses Argument greift zu kurz und verkennt grundlegende ökologische Zusammenhänge, erklärt Nikolaus Eberhardt. Auch Günther Martin meint, dass der Wald weit mehr ist als nur ein wirtschaftlicher Ressourcenlieferant, er sollte vielmehr als ein komplexes Ökosystem verstanden werden.

Forst BW, unter der Leitung von Bernd Schneble, stellt sich oft als alleiniger Expertenvertreter gegenüber einer vermeintlich unwissenden Bevölkerung dar. Diese Darstellung ist jedoch problematisch, da sie die Perspektive anderer Fachleute ausblendet. Viele Ökologen und Waldbau-Professoren vertreten die Ansicht, dass eine nachhaltige und naturnahe Waldbewirtschaftung langfristig umweltfreundlicher und stabiler wäre. Stattdessen wird von Seiten des Forsts ein stark marktorientierter Ansatz verfolgt, bei dem die Eschen vor ihrem vollständigen Verfall verkauft werden, solange sie noch einen gewissen Marktwert besitzen.

Ein weiteres Argument des Forsts ist die angebliche Notwendigkeit der Eichenaufforstung, um den durch das Eschentriebsterben entstandenen Leerraum zu füllen. Doch auch diese Vorgehensweise ist in mehrfacher Hinsicht problematisch. Eichen sind zwar eine wertvolle Baumart, doch das geplante Aufforsten mit Baumschulpflanzen, die unter künstlichen Bedingungen mit Dünger und Wasser herangezogen wurden, geht auch mit Risiken einher. Diese Eichen haben keinen Bezug zum lokalen Ökosystem der Rheininsel und könnten Schwierigkeiten haben alt zu werden. Hinzu kommt, dass Eichen auf dem Kahlschlag aufgrund der extremen sommerlichen Bodenerwärmung und der Verdichtung des Bodens die die vom Forst eingesetzten Maschinen nur schwer gedeihen werden. Die Wasseraufnahme wird erschwert, die Bodenstruktur verändert. Ein Teufelskreis entsteht.

Zudem gibt es in der Fachwelt einen wichtigen Aspekt, der von der Forstwirtschaft häufig ignoriert wird: Eschen haben das Potenzial, Resistenzen gegen das Triebsterben zu entwickeln – doch dies setzt eine stabile und ausreichend große Population voraus. 5% der Eschen sind schon resistent.

Der von Forst BW verfolgte Ansatz berücksichtigt weder die langfristige ökologische Perspektive noch die vielfältige Expertise anderer Fachrichtungen. Eine naturnahe Waldwirtschaft, die auf Artenvielfalt und den Erhalt von natürlichen Prozessen setzt, wäre der nachhaltigere Weg, um das Ökosystem Rheininsel zu bewahren und zu stärken.