Wenn Holz Beton ersetzt, wird sehr viel CO2 eingespart

Dr. Andre Baumann (links) mit Geschäftsführer Thomas Griesser

Dr. Andre Baumann zu Besuch bei G+S Holzbau in Ketsch

Der Klimawandel ist bei uns angekommen, und wir suchen händeringend nach Lösungen. Innovation ist hier gefragt. Und genau das findet man in Ketsch bei der Firma G+S Holzbau. Organisiert vom Ortsverband Bündnis 90 / Die Grünen Ketsch, und auf Einladung von Betriebsleiter Thomas Griesser, besuchte Dr. Andre Baumann, Landtagskandidat der Grünen das Ketscher Vorzeigeunternehmen.


Der Holzbau verbindet in nahezu idealer Weise die ökologischen und ökonomischen Aspekte der Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft. Und der mehrfach zertifizierte und ausgezeichnete Betrieb G+S Holzbau ist ein Musterbeispiel, wie das gelingen kann.
Am 15. März dieses Jahrs hatte die deutsche Gesellschaft schon die CO2-Menge ausgestoßen, die Deutschland in einem ganzen Jahr binden kann. Dies zu ändern kann nur gelingen, wenn modernste Technologie, sparsamer Umgang mit Rohstoffen und clevere Innovation zusammenkommen. Und schnell waren sich Biologe Baumann und Unternehmer Griesser einig, dass mit dem Holzbau viele Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden.
Der Holzbau eignet sich unter anderem auch sehr zur Nachverdichtung durch Aufstockung, was weniger Flächenversiegelung bedeutet und den dringend notwendigen Wohnraum schafft. Des Weiteren sorgt Holzbau für eine dauerhafte Kohlenstoffbindung, durch die Verwendung eines natürlich nachwachsenden Rohstoffs aus heimischen Wäldern. In diesen heimischen Wäldern kann mit waldschonenden Verfahren und zertifiziertem Holz der Naturschutz sichergestellt werden. Waldnaturschutz und Holznutzung müssen Hand-in-Hand gehen, betont Andre Baumann.
Hinzu kommt außerdem, dass Holz ein behagliches Wohnklima schafft, durch bessere Wärmedämmung im Winter und Hitzeschutz im Sommer. Durch den atmungsaktiven Zellstoff Holz kann anders gebaut und genutzt werden, mit sehr vielen Vorteilen und begeisterten Rückmeldungen der Bewohner. Griesser macht es mit einem einfachen Vergleich anschaulich: wollen Sie lieber eine Plastiktüte oder einen Jutesack über dem Kopf haben? Die Antwort dürfte leichtfallen.
Durch eine serielle Vorfertigung kann zudem sehr schnell gebaut werden, was ein weiterer Vorteil ist.
Bei einer Nachhaltigkeitsbilanz schneidet Holz um Baumlängen besser ab als Beton und Stahl. Denn es geht nicht nur um das gebunden CO2 im Holz, sondern auch um das vermiedene CO2 in Beton- und Stahlherstellung. Außerdem ist das Styropor, dass wir zurzeit auf unsere Hauswände kleben, im Moment noch nicht recycelbar und damit ungünstig in der Bilanz.
Seit 2009 ist die Firma G+S Holzbau nun in Ketsch, und ist kontinuierlich am Expandieren. Dabei ist Thomas Griesser ein Experte auf seinem Gebiet und berät die beteiligten Ministerien in Baden-Württemberg, sowie Behörden und Architekten. Mit Holz ist grundsätzlich alles möglich, so zum Beispiel ein 22 Familienhaus in Neckarau, die neue Turnhalle in Neulußheim, oder auch nur zwei neue Einfamilienhäuser, wie jetzt in der Schillerstraße in Ketsch, um nur einige Beispiele zu nenen. G+S Holzbau bietet rund um Bau, Dämmung und Dach alles aus einer Hand, was die Effizienz für alle Beteiligten zusätzlich steigert.
Bedenken wegen Brandschutz muss man auch nicht haben. Das Gegenteil ist der Fall. Die grundsätzlich dichteren Fugen im Holzbau verhindern im Brandfall die Rauchgasausbreiten, die die größte Gefahr darstellt, besser als in Betonbauten. Auch die Standsicherheit ist gegeben und es lassen sich alle geforderten Brandschutzklassen erfüllen.
Trotz aller Innovation und Tatkraft, gibt es aber auch viele Hindernisse, die es zu überwinden gilt. So sind zum Beispiel noch nicht alle Architekten und am Bau beteiligten Ingenieure auf dem neusten Stand bzgl. Holzbau und Brandschutz. Auch wenn das Umwelt-Ministerium Schulungen für Architekten anbietet, ist man hier noch am Anfang, weiß Baumann zu berichten.
Auch ist die lange und zeitfressende Bürokratie ein Hemmnis im Genehmigungsprozess. Gerade beim Bauen gilt, dass Zeit Geld ist, und oft ist die Ursache für Verzögerungen die mangelnde Kenntnis, und nicht mangelhafte Funktion. Versicherungen und Banken sind hier schon weiter. Sie bewerten Holzbau und herkömmliche Bauweise gleich.
Das Leistungspotenzial ist da, berichtet Griesser, der von einer neuen Zuschnittanlage berichtet, die seine Firma im Januar bekommen soll. Aber es bleibt, wie bei anderen Fachbetrieben auch, schwierig gutes Personal zu finden. Die Ausbildung im Betrieb, sowie ein sehr gutes Betriebsklima, sind die Säulen, auf die Griesser bauen kann.
Beim Gespräch über das Holz selbst, geraten der Biologe Baumann und der Holzbaufachmann Griesser allerdings ins Grübeln. Buchenholz zum Bauen gibt es, bleibt aber eine Sonderanwendung. Die Fichte, die in der heimischen und wärmer werdenden Region gerade am Absterben ist, ist bautechnisch kaum zu ersetzen. Hier ist stetige Innovation, sowohl in der Holzverarbeitung als auch im Forstbetrieb notwendig.
Auch die Digitalisierung hat grundsätzlichen Wandel in das Handwerk gebracht. So hat sich bei G+S Holzbau der Anteil, der in der Planung Beschäftigten immer weiter erhöht. Gute Planung im Vorfeld spart Zeit und Geld auf der Baustelle und garantiert die Qualität. Zertifizierung und Qualität sind unerlässlich beim Bau von Gebäuden mit einer sehr langen Lebensdauer. Und dafür steht Griesser mit seiner Firma.
Aufgrund der aktuellen Lage war es leider nicht möglich mit einer größeren Gruppe den Betrieb zu besichtigen. Was sicher wünschenswert gewesen wäre. Trotzdem war der Besuch Baumanns ein Anfang für einen Austausch wohin die Reise gehen kann, denn Thomas Griesser und seine Mitarbeiter zeigen einen Weg in eine industrielle, ökologische und ökonomische Zukunft, die attraktiv und damit hoch spannend ist.