Der Grünen-Landtagsabgeordnete Dr. Andre Baumann berichtet bei einem Besuch auf dem Ketscher Friedhof über Geldmittel, die die Gemeinde zum Einsatz gegen Ameisen verwenden kann.
In der Schwetzinger Zeitung vom 3.12.2024 ist folgender Artikel über die Grünen in Ketsch erschienen:
Ketsch. „Wir haben ein klares Zeichen gesetzt: 210 000 Euro werden bereitgestellt, um wirkungsvolle Konzepte zur Bekämpfung der gebietsfremden Ameisenart Tapinoma magnum zu entwickeln“, sagt Dr. Andre Baumann, Landtagsabgeordneter der Grünen für den Wahlkreis Schwetzingen. Dieses Engagement kommt insbesondere den Gemeinden zugute, die stark von der Plage betroffen sind – wie die Gemeinde Ketsch, aber auch andere Orten in Baden-Württemberg.
„Die Probleme, die Tapinoma magnum verursacht, sind nicht länger hinnehmbar. Die Tiere richten ökologische und wirtschaftliche Schäden an und beeinträchtigen die Lebensqualität vieler Menschen vor Ort. Wir nehmen die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger ernst und handeln“, erklärt Baumann die Thematik.
Ameisenplage: Ketsch könnte von Landtagsentscheidung profitieren
Vorbehaltlich der finalen Entscheidung des Landtags über den Staatshaushalt 2025/26 werden 210 000 Euro für die Entwicklung von Konzepten für die Bekämpfung dieser Ameisenart bereitgestellt. Dafür habe sich die Landtagsfraktion der Grünen bei den Haushaltsberatungen erfolgreich eingesetzt, heißt es in einer Pressemitteilung des Landtagsabgeordneten.
Die Ameisenart Tapinoma magnum hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend ausgebreitet und ist für ihre Hartnäckigkeit bekannt. Besonders in Ketsch zeigt sich das Ausmaß des Problems: Die Tiere verursachen Schäden an Gehwegen, Friedhofsanlagen und Gärten. Ihre unterirdischen Bauaktivitäten destabilisieren Pflastersteine und andere Bodenbeläge, was nicht nur kostspielige Reparaturen nach sich zieht, sondern auch Sicherheitsrisiken birgt.
Während die Stadt Kehl im Fokus der bundesweiten Berichterstattung steht, ist die Ameisenpopulation in Ketsch wahrscheinlich die größte in ganz Baden-Württemberg. Baumann hatte sich im Spätsommer mit dem Ketscher Bürgermeister Timo Wangler ein Bild von den Problemen gemacht. „Tapinoma wurde bereits in umliegenden Gemeinden nachgewiesen wie in Mannheim, Brühl und Schwetzingen. Darum ist wirkungsvolles Handeln angezeigt“, so Baumann.
Ameisenplage in Ketsch: Herkömmliche Maßnahmen nur begrenzt wirksam
Darüber hinaus verdrängt Tapinoma magnum heimische Ameisenarten und stört das ökologische Gleichgewicht. Besonders problematisch ist ihre Resistenz gegen viele herkömmliche Bekämpfungsmethoden, was wiederum innovative Lösungen dringend erforderlich macht. Bereits durchgeführte Maßnahmen, wie der Einsatz von Heißwasser-Schaum und Dampf, zeigen nur begrenzte Erfolge und können die Ausbreitung der Art nicht langfristig stoppen.
Die nun bereitgestellten Mittel sollen dazu dienen, gemeinsam mit Forschungseinrichtungen und Kommunen nachhaltige und lokal wirksame Konzepte zu entwickeln. „Es ist entscheidend, dass die Lösungen vor Ort ankommen und langfristig wirksam sind. Wir brauchen gezielte anwendungsorientierte Forschung und praxisnahe Ansätze, um diese Ameisenart erfolgreich einzudämmen“, betont Baumann.
Tapinoma magnum, auch als „Große Drüsenameise“ bekannt, stammt ursprünglich aus den mediterranen Regionen Nordafrikas und hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in der Mittelmeerregion Europas ausgebreitet.
Sind die gebietsfremden Ameisen über einen Pflanztopf nach Ketsch gekommen?
Nach Baden-Württemberg wurde die Art eingeschleppt und kann sich halten. „Es könnte sein, dass Tapinoma in einem Pflanztopf auf den Ketscher Friedhof eingeschleppt wurde“, erklärt Baumann. Diese gebietsfremde Ameisenart zeichnet sich durch ihre kleine Größe und ihre dunkle Färbung aus und ist damit auch gut zu erkennen.
„Ein gutes Bestimmungsmerkmal ist der intensive Geruch, wenn man eine Ameise zwischen den Fingern zerreibt: zitronig und etwas wie ranzige Butter“, erklärt der Diplom-Biologe und Naturschutzexperte Baumann. Die Ameisenkolonien können mehrere Hunderttausend Individuen umfassen, was ihre Bekämpfung besonders schwierig macht. Im Gegensatz zu vielen anderen Ameisenarten gründen sie sogenannte Polygynenkolonien mit mehreren Königinnen, was ihre Ausbreitung enorm begünstigt.
Die Ameisen sind außerordentlich anpassungsfähig und bevorzugen warme, trockene Lebensräume. Sie errichten ihre Nester bevorzugt in sandigen Böden, Pflasterfugen oder in Gärten. Durch ihre unterirdischen Tunnel zerstören sie oft die Bodenstruktur und können Pflanzenwurzeln schädigen.
Ameisenplage in Ketsch: Klimawandel beschleunigt die Verbreitung
Gleichzeitig ernähren sie sich von Honigtau, der von Blatt- und Schildläusen produziert wird und fördern dadurch deren Vermehrung. Dies hat indirekt auch negative Folgen für den Gartenbau und die Landwirtschaft. Die Verbreitung dieser Art wird durch den Klimawandel erheblich beschleunigt. Höhere Temperaturen und mildere Winter schaffen ideale Bedingungen für ihr Überleben und ihre Ausbreitung.
„Der Klimawandel ist ein wesentlicher Faktor, der das Problem verschärft. Tapinoma magnum profitiert von den veränderten Umweltbedingungen und wir müssen jetzt handeln, um weitere Schäden zu verhindern“, erklärt Baumann. „Die Bekämpfung gebietsfremder Arten wie Tapinoma magnum ist ein Baustein für den Erhalt der biologischen Vielfalt“, sagt Baumann, der auch Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft ist.
„Mit dem jetzt beschlossenen Finanzpaket setzt die grün-schwarze Koalition ein klares Signal für den Schutz unserer ökologischen Lebensgrundlagen und die Unterstützung betroffener Gemeinden“, heißt es in der Pressemitteilung des Grünen-Landtagsabgeordneten.
„Wir stehen an der Seite der Kommunen und der Menschen, die sich täglich mit den Folgen dieser sich stark ausbreitenden Art auseinandersetzen müssen. Mit den bereitgestellten Mitteln schaffen wir die Grundlage für effektive und nachhaltige Maßnahmen“, so Baumann abschließend.