BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN BEI VERSAMMLUNG WIRD ÜBER DIE ZUKUNFT DER ALTEN ZIEGELEI AM HERRENTEICH DISKUTIERT / NEUES GEWERBEGEBIET FINDET KAUM GEGENLIEBE
KETSCH. Die Zukunft der alten Ziegelei am Herrenteich beschäftigte die örtlichen Grünen in einer öffentlichen Sitzung. Eine Bürgerin hatte wissen wollen, wie die Ketscher Grünen sich dort die Zukunft vorstellen würden. Die Kommunalpolitiker erklärten, dass das Grundstück zurzeit der Stadt Hockenheim gehöre. Sie habe das Areal und die Anlage für 118 000 Euro ersteigert, hieß es.
Die Stadt wolle nun, nach ihren Erkenntnissen, das Grundstück als Industriestandort behalten und ausbauen. Weiter stünden die Gebäude seit 2006 leer und es habe dort gebrannt, resümierten die Grünen. 2008 sei vereinbart worden, dass die Stadt Hockenheim sich mit 1,9 Millionen an der Sanierung des Geländes beteiligen müsse, stellten die Grünen die Situation dar.
Fahrzeuge müssten durch den Ort
In der Diskussion stellten die Anwesenden fest, dass die Stadt Hockenheim doch schon heute mit Talhaus ein sehr großes Industriegebiet habe und das im Herrenteich nicht auch noch brauche. Hockenheim liege zudem vom Herrenteich sehr weit weg und die Fahrzeuge, die zu diesem möglichen Industriegebiet fahren würden, müssten alle durch Ketsch oder Altlußheim anfahren.
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Überflutungsraum des Rheins
„Schon heute hat die Stadt Hockenheim, nach Aussage des Oberbürgermeisters mehr Arbeitsplätze vor Ort, als arbeitende Hockenheimer“, erklärten die grünen Kommunalpolitiker aus Ketsch. Natürlich könne man verstehen, dass die Hockenheimer dieses Gelände für viel Geld verkaufen wollten. Unverständlich bleibe hingegen, wer das Gelände, das immer wieder vom Rheinhochwasser überflutet werde, ihr denn abnehmen sollte. „Hier müsste das alte Gebäude abgeräumt, ordnungsgemäß entsorgt und das Gelände aufgeschüttet werden – erst dann könnte man hier ein Industriegebiet schaffen“, lautete das Urteil der Grünen.
Die Rheinauen, in denen das Gelände liegt, gehörten zu einem großen Natura-2000- und FFH-Schutzgebiet. Dass diese regelmäßig überfluteten Gebiete ökologisch sehr wichtig und wertvoll seien, wäre wohl hinreichend bekannt, mutmaßten die Grünen.
Auch sei seit Jahren bekannt, dass dieses verlassene Gebäude von vielen neuen Bewohnern bewohnt würden. Nicht nur die Besucher, auch Ratsmitglied Günther Martin konnte bestätigen, dass es dort viele Fledermäuse gebe. „Ein verlassenes Gebäude, in dem die Fenster eingeschlagen und viele Hohlräume vorhanden sind, sind ideal für diese Tiere“, so Martin, „in den Sommermonaten waren in der Dämmerung viele zu beobachten“.
Lebensraum verschwindet
Eine Frage, die bei dieser Versammlung mehrfach gestellt wurde, war die, was aus den Tieren würde, wenn das Gebäude abgerissen werden sollte. In den vergangenen Jahren seien im angrenzenden Hockenheimer Rheinbogen viele alte Weiden gefällt worden, im vergangenen Jahr viele am Flugplatz. „In diesen hohlen, alten Weiden waren auch viele Fledermäuse zu Hause“, erinnerten sich Veranstaltungsbesucher, „wird nun auch noch dieser Lebensraum dieser Tiere zerstört?“ Die Mitglieder der Grünen versprachen, dass sie die anerkannten Umweltvereine der Umgebung darauf ansprechen wollen. „Auch die Stadt Hockenheim werden wir bitten, diese Frage zu beantworten“, versprachen die Ketscher Grünen. zg/ras
© Schwetzinger Zeitung, Dienstag, 02.02.2016