Seit August leitet Heike Knauber die Neurott-Gemeinschaftsschule in Ketsch. Gemeinsam mit Landtagsabgeordnetem Andre Baumann diskutiert sie Chancen und Herausforderungen der Schulform.
23.1.2025: von Büro Baumann
Ketsch. „Die letzten Monate vergingen wie im Flug“, erzählt Heike Knauber, die seit August Rektorin der Neurott-Gemeinschaftsschule in Ketsch ist. Den Amtsantritt hat Dr. Andre Baumann, der Landtagsabgeordnete der Grünen, jüngst als Anlass für einen Besuch bei Knauber genutzt. „Ich versuche regelmäßig, den Schulen in meinem Wahlkreis einen Besuch abzustatten“, so Baumann, der gerne in den Austausch zu bildungspolitischen Themen geht.
„Denn eine gute Bildung ist das wertvollste Kapital, das wir besitzen. Und die Bildung unserer Bürgerinnen und Bürger ist die Grundlage dafür, dass wir in unserem Land gut leben können“, sagt der Grünen-Abgeordnete.
Auch Andre Baumann ist vom Konzept der Gemeinschaftsschule überzeugt. „Es war eine gute Entscheidung der Landesregierung unter Ministerpräsident Winfried Kretschmann, die Gemeinschaftsschulen im Land zu stärken. Die Gemeinschaftsschulen sind stark darin, die individuellen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler zu fördern“, so der Abgeordnete. Dabei spiele es keine Rolle, welchen Bildungsweg die jungen Menschen wählen, denn alle Menschen seien gleich wichtig, um unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft am Laufen zu halten.
Vorurteilen entgegenwirken
Heike Knauber sieht das genauso. Sie setzt sich dafür ein, etwaige Vorurteile gegenüber Gemeinschaftsschulen abzubauen. „Ich erlebe es immer wieder, dass der Hauptschulabschluss für ein Kind erstmal der absolut richtige Weg ist. Aber viele Eltern möchten, dass ihr Kind einen Realschulabschluss macht, obwohl das zu einer Überforderung und damit zu weniger Spaß am Lernen führt“, erklärt Knauber die Problematik elterlicher Ansprüche.
Hinzu komme ebenfalls eine wahrgenommene Konkurrenz zwischen den verschiedenen Bildungswegen, die ebenfalls zur Verunsicherung der Eltern beitrage.
„Ich erlebe die Gemeinschaftsschulen in meinem Wahlkreis als sehr kompetent“, so Baumann, der das Konzept der Gemeinschaftsschule auch aus der Perspektive eines Vaters mit schulpflichtigen Kindern kennt.
Baumann über die Zukunft der Schulbildung
„Es müssen nicht alle Kinder ein Abitur machen. Wir benötigen enorm viele Fachkräfte, die nicht studieren, sondern eine Ausbildung machen. Zum Beispiel im Bereich der erneuerbaren Energien oder im Gesundheitswesen“, sagt Baumann und erteilt der Konkurrenz zwischen den jeweiligen Schulformen dabei eine deutliche Absage. Die Hauptsache sei doch, dass die Schulform in bester Weise zum Kind passe, sind sich Baumann und Rektorin Knauber einig.
Im weiteren Gesprächsverlauf geht es nicht nur um das Konzept der Gemeinschaftsschule, sondern auch um Probleme und Wünsche aus dem Schulalltag.
„Ich würde mir wünschen, dass ich als Schulleitung mehr Zeit für die pädagogische Arbeit habe. Aber die Bürokratie ist doch sehr hoch“, berichtet Knauber. Ein Problem, das Andre Baumann auch aus anderen Bereichen kennt.
„Wir versuchen, Bürokratie im Land abzubauen, wo es nur geht. Einen entsprechenden Prozess haben wir im Land gestartet. Ich hoffe, dass das auch bei den Schulen ankommt“, so Baumann zu diesem Thema.
Enorme Belastung
Davon merkt Knauber aber momentan leider nicht viel: „Die Aufgabenfülle steigt und die Belastung ist enorm“, berichtet sie aus ihrem Alltag. „Meine Kolleginnen und Kollegen möchten Schule gestalten. Aber der große Faktor ist Zeit.“
Aspekte wie Deadlines, Statistiken oder Konferenzen erschwerten die Arbeit in nicht geringfügigem Maße. Das wirke sich letztendlich, zusammen mit den immer höher werdenden Klassengrößen, auch negativ auf die Gesundheit der Lehrkräfte aus.
Auch beim Thema der Digitalisierung der Schulen gebe es noch einige Probleme, berichtet Knauber und wünscht sich hierbei mehr Unterstützung von der Politik. Eine Chance darauf ist der jüngst verabschiedete „Digitalpakt 2.0“.
„Bildungsminister Cem Özdemir hat sich enorm dafür eingesetzt, dass der Digitalpakt noch vor den Neuwahlen beschlossen wird. Ich freue mich sehr, dass es jetzt auch geklappt hat“, schließt Baumann seinen Besuch an der Neurottschule ab.