Klarer Betrug am Wähler

MARKTPLATZ UND GRÜNE GÜNTHER MARTIN HAT RÜCKGRAT GEZEIGT

  1. Dezember 2016

Der Bürgerentscheid ist vorbei, aber wie ich Bürgermeister Kappenstein und Teile des Gemeinderates einschätze, bleiben jetzt der Marktplatz und seine Umgestaltung in der Schublade. Prozentzahlen kommentiert er je nachdem positiv oder negativ für sich: Die 97,1 Prozent als positiv bei seiner Wiederwahl 2014 – das sind 3889 gültige Stimmen von 10 340 Wahlberichtigten oder 37,6 Prozent. Demnach haben ihn 62,4 Prozent der Ketscher Bürger nicht gewählt.

Es gibt aber Menschen, die heben Bürgermeister Kappenstein in den Himmel, dass man meinen könnte, er sei seine Kurfürstliche Gnaden. Bereits in den zwei Planungswerkstätten am 1. und 8. Oktober 2014 wurde deutlich, dass die Bürger dieses Gebäude nicht wollen. Doch die Obrigkeit wollte das nicht hören. Nur wegen dieser Ignoranz gründete sich die IG Marktplatz. Bereits hier hätte man erkennen können, dass das mit dem Gebäude auf dem Marktplatz mit den Ketschern nicht funktioniert. Man hat aber von der Obrigkeit jegliches Fingerspitzengefühl, jede Art von Kompromissbereitschaft und Kommunikation vermissen lassen und stur und diktatorisch seine Pläne durchgezogen.

Der Gemeinderat hat von der Verwaltung und vom Bürgermeister eine Vorlage zur Abstimmung des Gebäudes erhalten, dann haben 20 Gemeinderäte – wie immer mit Scheuklappen auf und weder nach rechts oder links geschaut – das abgenickt. Den Schwarzen Peter darf man weder der IG noch Gemeinderat Günther Martin zuschieben. Alle Achtung vor ihm, der von Anfang an gegen das Ge-bäude war und Rückgrat bewiesen hat. Das kann man von seinen beiden Grünen Damen Annette Läppchen und Karin Kohl nicht behaupten. Jetzt sind sie die „alternativen Grünen“. Annette Läppchen wurde mit 1380 Stimmen und Karin Kohl mit 1122 Stimmen in den Gemeinderat gewählt, um Politik der Grünen zu machen. Sie haben einen Auftrag erhalten! Dass sie eine eigene Fraktion bilden, ist für mich Betrug an diesen Wählern.

Gerade wenn man in die einfache Gemeindepolitik einsteigt, dann sollte man Gegenwind vom Bürgermeister aushalten können! Wie man hört, war auch ein Gemeinderat der CDU gegen das Gebäude, der wurde dann aber für befangen erklärt und durfte nicht mitstimmen.

Der Autor eines Leserbriefes beklagt sich nach dem Bürgerentscheid, dass zu wenige Bürger ge-wählt haben. Das finde ich auch. Es wird demokratisch gewählt. Aber warum gehen viele nicht hin? Haben wir überhaupt Demokratie? Vor den Wahlen wird dem Bürger das Blaue vom Himmel versprochen. Nach den Wahlen wird auf allen Ebenen diktatorisch bestimmt, was durchgesetzt wird. Denn Politiker sind in der Regel weit davon entfernt, jemandem zu helfen – außer sich selbst und ihrer jeweiligen Clique.

„Die meisten Menschen haben vor einer Wahrheit mehr Angst als vor einer Lüge“, erkannte Schriftsteller Ernst Ferstl. Oder: „Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht“ (Mark Twain).

Wilfried Windisch, Ketsch

© Schwetzinger Zeitung, Samstag, 03.12.2016