Vortrag in Ketsch: Mythen und Wahrheiten der E-Mobilität

Hagen Fisbeck berichtet umfassend über verschiedene Aspekte der Eletromobilität und stellt deutlich heraus, dass dem direkten Stromladen von Batterien als energieeffizienteste Methode die Zukunft gehört © WOLFGANG GANS

Im Ketscher „Goldenen Lamm“ ist der Experte Hagen Fisbeck zu Gast und räumt bei einem Vortrag mit den Mythen rund um die E-Mobilität und die Batterieproduktion auf.

28.5.2024 VON HENRIK FETH

In der Schwetzinger Zeitung vom 29.5. ist folgender Beitrag über unseren Ortsverband erschienen!


Ketsch.
 Sie ist ein omnipräsentes Thema, nicht nur in der Politik der Kommunen, sondern weltweit: die Mobilitätswende. Einen tragenden Aspekt spielt hierbei die Weiterentwicklung im Bereich der E-Mobilität. Um den Nutzen und die tatsächlichen Vorteile von elektronisch betriebenen Fahrzeugen kommen indes immer wieder skeptische Hypothesen wie „Die Akkus sind nicht ausreichend für längere Fahrten“ oder „Die E-Autos sind nicht alltagstauglich“.

Um mit solchen „Mythen“ aufzuräumen, lud der Ortsverband der Grünen nun Hagen Fisbeck in die Räumlichkeiten vom „Goldenen Lamm“ ein, wo der Experte für Elektromobilität, der seit 2017 beruflich stark in das Thema eingebunden ist, mit einem Vortrag zu dieser aktuellen Diskussion einige Wahrheiten präsentierte.

Vortrag in Ketsch: Thema E-Mobilität wird mit vielen Emotionen diskutiert

„Es ist auch ein emotional besetztes Thema und eine Diskussion ist nur mit dem Blick auf das Ganze möglich“, so Nikolaus Eberhardt, Sprecher des Grünen-Ortsverbandes bei seiner Begrüßung. Wie Fisbeck direkt zu Beginn ankündigte, sollten seine Ausführungen im Wesentlichen die wirtschaftlichen Aspekte des E-Mobilität beleuchten.

„Die Industrie hat bemerkt, dass sie ihren Fokus von Produktions- auf Ressourceneffizienz wechseln muss“, so Fisbeck und untermauerte anhand des Kondratieff-Zyklen-Modells (Theorie zur Wirtschaftsentwicklung), wie sinnvoll eine Kreislaufwirtschaft ist und wie diese zu einem nachhaltigen Wachstum führen kann.

Zum Mythos der fehlenden Umwelteffizienz der E-Autos bezog sich der Fachmann auf die wenigen Umwandlungsschritte, die nötig sind, um die Elektrofahrzeuge zu „befüllen“ – eine einzige Windkraftanlage könne bis zu 1600 E-Autos für jeweils eine Jahreslaufzeit von 20 000 Kilometern füllen. Hinzu komme die geringe Treibhausgasemission.

Experte stellt in Ketsch klar: Bei der Batterieherstellung keinen Kobalt aus Kinderarbeit

Ein weiterer von Kritik behafteter Punkt der E-Mobilität ist der Einsatz von durch Kinderarbeit gewonnenem Kobalt bei der Batterieherstellung. Auch dies sei nicht der Fall, so Fisbeck. „Es wird jetzt Lithium verwendet. Im Vergleich, zur Herstellung von Diesel ist hingegen Kobalt im Einsatz.“

Generell käme die Entwicklung im Bereich der Laufzeiten von Batterien immer schneller voran. „Inzwischen gibt es Batterien, die für 15 Millionen Kilometer ausgelegt sind – ohne Kapazitätsverlust“, so Fisbeck. Ein entscheidender Aspekt hierbei sei auch, dass die Batterien nach Ende ihrer Laufzeit wieder aufbereitet werden können. „Nach ihrem Lebensende werden sie zu fast 100 Prozent recycled und in ihre einzelnen Komponenten zerlegt. Dann können sie meistens als stationäre Speicher weitergenutzt werden“, gab Fisbeck ein Beispiel für die Kreislaufwirtschaft.

Dass es keine richtige Ladeinfrastruktur in Deutschland gibt, liegt schlicht und einfach an der zeitlichen Komponente, so Fisbeck. „Findet man den richtigen Standort für Ladestationen, muss zunächst mit den Grundstückseigentümern verhandelt und bürokratische Hürden müssen überwunden werden.“

Irrglaube einer schlechten Ladeinfrastruktur wird bei Vortrag in Ketsch ausgeräumt

So dauert die Inbetriebnahme einer öffentlichen Ladestation drei bis vier Jahre. „Daher entsteht oft der Eindruck, dass sich bei uns in Deutschland nichts tut. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Ladeinfrastruktur wächst rasant.“

Abschließend warf Fisbeck noch einen Blick in die Zukunft: In Deutschland wird die Batterieproduktion mit geplanten 14 sogenannten Gigafactories ausgebaut, womit man im europäischen Vergleich an der Spitze liegt und die Bundesrepublik bald zum „Energie-Mekka“ der EU werden könnte. Rege wurde nach Abschluss des Vortrags über das Thema und die Mythen diskutiert.