INFOMARKT: Einwohner informieren sich beim Unternehmen TransnetBW in der Festhalle über die Aufrüstung des Stromnetzes
von Volker Widdrat
Brühl. Vor fünf Wochen informierten Vertreter von TransnetBW erstmals in der Hufeisengemeinde über das Projekt einer 380-Kilovolt-Netzverstärkung zwischen Weinheim und Karlsruhe. Der Veranstaltung im TV-Clubhaus auf Einladung der Freien Wähler sollte in der Gemeinderatssitzung Ende April die Vorstellung der Planungsphase durch TransnetBW folgen – doch die Unternehmenssprecher mussten kurzfristig absagen.
Jetzt fand in der Festhalle ein öffentlicher Infomarkt des Übertragungsnetzbetreibers zum geplanten Trassenkorridor statt. Dabei erläuterten Projektsprecherin Maria Dehmer und ihr Team anhand von Plänen und Karten die Maßnahme dieser Netzverstärkung zwischen Urberach südlich von Frankfurt am Main und Karlsruhe, die TransnetBW gemeinsam mit dem Projektpartner Amprion plant.
Auch der Bürgerdialog Stromnetz war mit einem Infostand vertreten. Die Initiative für einen Austausch zwischen allen Beteiligten rund um den Stromnetzausbau beantwortete ebenfalls Fragen. Für die meisten Besucher des Infomarktes war es wichtig, zu erfahren, welche Beteiligungsmöglichkeiten es für sie in den verschiedenen Planungs- und Genehmigungsverfahren gibt.
Lob für frühe Beteiligung
„Wir reden auch heute nur über den Vorschlag eines einen Kilometer breiten Korridors“, sagte Projektsprecherin Dehmer, die sich über die Besucherfrequenz in der Festhalle freute. Man wolle neben der Verwaltung und dem Gemeinderat alle Bürger an den Planungen beteiligen. Man nehme auch die Sorgen der Einwohner ernst.
Beim Netzausbau plant der Betreiber, auf dem rund 73 Kilometer langen Abschnitt zwischen Weinheim und Karlsruhe eine bestehende 220-Kilovolt-Freileitung zu verstärken. Die für den Umbau vorgesehene Leitung führt an Brühl vorbei und ein Stück über Ketscher Gemarkung in Richtung Altlußheim. „Es gibt die Idee, wie wir Brühl und Ketsch entlasten können“, erklärte Dehmer. Den Vorschlag könne man aber erst im Planfeststellungsverfahren ausarbeiten. Bürgermeister Dr. Ralf Göck lobte die „intensive Öffentlichkeitsarbeit in einem frühen Stadium“. Es sei wichtig, die Anwohner von Anfang an mit einzubeziehen, nur so könne man auf ein „gewisses Verständnis“ hoffen.
Ob die Überlegungen, die Überlandleitung östlich von Brühl vom Ort weg zu den Feldern zwischen Autobahn und Schnellbahntrasse hin zu verlegen, weiter verfolgt werden, wird sich zeigen.
Unterschriften überreicht
Neben vielen Brühlern informierten sich auch Bürger aus Ketsch bei der vierstündigen Veranstaltung. Karl Kleinhans, Alireza Nabawi, Ralf Schneider und Grünen-Gemeinderat Günther Martin haben 750 Unterschriften gesammelt – für die Auslagerung der neuen Stromtrasse aus der Enderlegemeinde. Die Bürgerinitiative der Hufeisengemeinde hatte schon vorher eine Liste mit 315 Unterschriften überreicht, um ihrer Forderung nach Verlegung der verstärkten Hochspannungsleitung Nachdruck zu verleihen.
Der vorgeschlagene Trassenkorridor ist in mehrere Genehmigungsabschnitte unterteilt. Nach Vorlage der Unterlagen durch den Vorhabenträger erfolgt eine erneute Beteiligung von Behörden und Öffentlichkeit. Die Entscheidung treffe die Bundesnetzagentur, erläuterte Dehmer den Zeitplan. Der Vorhabenträger bringt in Form eines Antrags noch vor den Sommerferien mehrere mögliche Trassenkorridorverläufe in das Verfahren ein