In der Schwetzinger Zeitung vom 24.8.2018 ist folgender Beitrag über Ketsch erschienen:
STROMTRASSE: Bürgerinitiativen in den beiden Rheingemeinden sprechen sich für eine möglichst ortsferne Trassenführung aus / Anträge rechtzeitig eingereicht
Ketsch/Brühl. Die Bundesnetzagentur hatte vor einiger Zeit zur öffentlichen Antragskonferenz nach Hockenheim eingeladen. Diese Antragskonferenz war ein bedeutender Schritt beim Ausbau des Stromnetzes. Denn die Energiewende macht es nötig, die bestehenden Stromtrassen leistungsstärker zu machen. Um nämlich die im Norden Deutschlands erzeugte Windenergie in den Süden und Südwesten der Republik zu bringen, müssen „Stromautobahnen“ gebaut werden.
Dafür muss der Transportnetzbetreiber TransnetBW, eine Tochter des Energieversorgers EnBW, eine neue Leitung mit 380 Kilovolt Übertragungskapazität bauen.
Bei der Antragskonferenz in Hockenheim wurde nun das Projekt noch einmal genauer vorgestellt und diskutiert. Dabei konnten Behörden und Verbände, sogenannte Träger öffentlicher Belange, sowie Bürger entsprechende Anträge einbringen. Das ging direkt vor Ort oder bis Mitte der Woche auch schriftlich. Über eine genaue Trassenführung wird allerdings noch nicht gesprochen, denn noch geht es um mehrere einen Kilometer breite Korridore.
In Ketsch und Brühl stehen die Strommasten einer vorhandenen 220-Kilovolt-Leitung ganz nahe an beziehungsweise sogar mitten in der Wohnbebauung. Das sorgt dafür, dass bei der Aufrüstung aktuell über eine Bündelung und Versetzung dieser Leitungen gesprochen wird. Gründe dafür sind magnetische und elektrische Felder, die aus Gesundheitsgründen in der Kritik stehen.
So wurden aus Brühl und Ketsch Anträge gestellt, die neue Stromtrasse möglichst weit weg der Wohnbebauung vorzusehen. „Wir haben am Tag nach der Antragskonferenz unsere Stellung schriftlich vorgebracht“, erklärt Bauamtsleiter Hans Keilbach auf Anfrage unserer Zeitung. Darin hat die Gemeinde hervorgehoben, dass sie mit dem vorgestellten, einen Kilometer breiten Korridor einverstanden wäre, wenn dabei auch auf die Wünsche aus Ketsch eingegangen würde.
„Alle Leitungen raus aus Ketsch“
Die sehen vor, auch die bestehende 220-Kilovolt-Leitung, die derzeit noch quer über die Häuser verläuft, zusammen mit der neuen 380-Kilovolt-Leitung parallel zur Autobahn mit einem ordentlichen Abstand östlich an den Häusern vorbei zu bündeln. Außerdem möchte die Gemeinde dann auch gleich die beiden weiteren Stromleitungen über dem Gewerbegebiet dorthin verlegen lassen. „Das ist allerdings ein anderer Betreiber“, räumt Keilbach ein.
Für Keilbach ist es wichtig, dass der ein Kilometer breite Planungskorridor der neuen Leitung auch die bestehende Trasse durch den Ort einbezieht. „Denn dann kann diese 220-Kilovolt-Leitung in die Überprüfung einbezogen werden – und das Ergebnis wird dann zweifellos sein, dass man es so nicht lassen kann“, ist der Ortsbaumeister überzeugt.
Auch Günther Martin hat sich als Mitstreiter der Bürgerinitiative ins Verfahren eingebracht. „Wenn ohnehin größere Baumaßnahmen erforderlich sind, wünschen wir uns ein schlüssiges, sinnvolles und zukunftsorientiertes Gesamtkonzept“, schreibt er an die Bundesnetzagentur. Seitens der TransnetBW werde ja bereits eine ortsfernere Alternativroute entlang der B 36 mit kompletter Umgehung des Ortes geprüft, stellt er fest. Darauf aufbauend sei es aus Sicht der Bürgerinitiative folgerichtig, die Neubauten derart zu gestalten, „dass zeitgleich eine komplette Verlegung aller drei Leitungen umgesetzt wird. Damit würde eine positive Entwicklung unserer Gemeinde einhergehen.“
In die gleiche Kerbe schlagen auch die Gemeindeverwaltung der Hufeisengemeinde und die Brühler Bürgerinitiative in ihrer gemeinsamen Stellungnahme, die auch bereits einen Tag nach der Antragskonferenz abgeschickt wurde.
Noch östlicher wohl nicht möglich
Ihr Credo lautet ebenfalls: Gebündelt und möglichst weit weg von den Häusern. Umweltberater Dr. Andreas Askani nennt als Alternative, die Stromleitung zwischen Autobahn und Landesstraße L 599 zu bauen. Er bedauert, dass eine noch weiter östlich verlaufende Trassenidee wohl vom Tisch sei, weil dazu die neue Leitung mit den höheren Masten durch Mannheimer Wohnbebauung führen würde – „das ist nicht mehr umzusetzen“, meint er. Dennoch hätte man in Brühl diese Planung gern weiter in der Diskussion gesehen.
Unter Berücksichtigung dieser Hinweise und vieler anderer Antragsteller formuliert die Bundesnetzagentur nun den Untersuchungsrahmen für den neuen Korridor. Anschließend erstellt TransnetBW auf deren Grundlage einen konkreteren Antrag und reicht ihn bei der Bundesnetzagentur ein. Diese legt ihn aus und bearbeitet eventuelle Einwendungen. Sobald dieser Prozess abgeschlossen ist, setzt die Bundesnetzagentur einen Erörterungstermin fest, um diese Stellungnahmen eingehend zu beleuchten.