Kappenstein – Erdogan vom Rhein

Leserbrief: Walter Rohr, Ketsch

Die Ähnlichkeiten zwischen unserem sehr geehrten Bürgermeister Jürgen Kappenstein und dem türkischen Präsidenten Recep Erdogan, sind, abgesehen vom Aussehen, doch gravierend und auffallend. Beide wollen wieder die Autokratie einführen. Während in der Türkei das Parlament willfährig alles abnickt, ist in Ketsch der Gemeinderat dafür verantwortlich. Am Hofe von Jürgen Kappenstein gilt Kritik nicht als etwas Notwendiges für eine kommunale Gesellschaft, die sich beständig um die besten Lösungen bemüht, sondern als Beleidigung, als Respektlosigkeit, ja sogar als Schande.

In allen Bereichen der Gesellschaft beruht der erzielte Fortschritt darauf, dass frühere Vorstellungen ständig auf Fehler untersucht und die entstandenen Fehler zugegeben und abgestellt werden. In der Ketscher Rathauspolitik ist man für diese Erkenntnis noch nicht reif. Hier wird stur und rechthaberisch an den alten Fehlentscheidungen festgehalten. Nach Wagenburgmentalität – jetzt erst recht. Ja, merkt denn keiner, dass die Diskrepanz zwischen Bürgermeister und Gemeinderat auf der einen Seite, und den Ketscher Bürgern auf der anderen, immer größer wird? Die Stimmung in Ketsch ist mies. Die Leute haben die Faxen dicke! Und dies sollte man nicht auf die angebliche schlechte Presse und kritische Leserbriefe schieben. Sondern man sollte sich an die eigene Nase fassen

Die Gemeinderäte und der Bürgermeister müssen endlich einsehen, dass sie nur gewählt und nicht geweiht sind. Davon war bei der letzten Gemeinderatsitzung am Montag allerdings nicht viel zu merken. Nach der ausführlichen Vorstellung des Alternativkonzeptes für die Neugestaltung des Marktplatzes durch Simon Schmeisser und Daniel Giese, gab es die Stellungnahmen der Fraktionen. Alle, außer der CDU, machten davon Gebrauch. Soviel vorweg: Wie nicht anders zu erwarten war, gab es keine einzige positive Meinung. Gemeinderat Rist (SPD) bemängelte am Konzept, dass er seinen Hauptwunsch, ein „Gemeinde- Entrée“ – was auch immer das ist – schmerzlich vermisse. Müller von den Freien Wählern monierte die angeblich fehlende Aktualität und fragte, ob der Maßstab auch stimme. Und auch die Fraktionssprecherin der Grünen und der parteilose Gemeinderat Dreixler, bliesen ins gleiche Horn. Über die Stellungnahme von Gemeinderat Mummert hüllt man am besten den Mantel des Schweigens. Man sollte die Zahlen und Fakten des eigenen Beschlusses doch kennen.

Bei keiner dieser Stellungnahmen wurde über die horrenden Kosten und die Bebauung als solche gesprochen. Warum wohl? Bei solch einem Verhalten darf man sich über zunehmende Politikverdrossenheit und geringer werdende Beteiligung an Kommunalwahlen nicht wundern. In Sonntagsreden Bürgerbeteiligung wünschen und wenn dann ein wirklich guter und vor allem preiswerter Vorschlag kommt, wird dieser abgebügelt. Als Fazit bleibt: In Ketsch bestimmt nicht der Gemeinderat die Politik, sondern die Verwaltung.

Wenn der Gemeinderat den Begriff „Gott“ hört, bekommt er Assoziationen. Manche denken an Jesus, andere an Allah oder Buddha, die meisten sicherlich an Jürgen!

Walter Rohr, Ketsch

© Schwetzinger Zeitung, Samstag, 25.06.2016