Einfach mit dem Klimaschutz anfangen – und zwar alle gemeinsam

Die Klimaschutz-Bewegung Fridays for Future hatte zum globalen Klimastreik aufgerufen. Etwa 30 Teilnehmer kamen zur Demonstration des Grünen-Ortsverbandes auf den Marktplatz. Bild: Widdrat

Fridays for Future auf dem Marktplatz in Ketsch

In der Schwetzinger Zeitung vom 24.9.2022 ist folgender Artikel über unseren OV erschienen.

Ketsch. Die Klimaschutz-Bewegung Fridays for Future hatte am Freitag zum elften Mal zum globalen Klimastreik aufgerufen. Hunderttausende Menschen in Deutschland und der ganzen Welt gingen auf die Straße. Die Ketscher Grünen veranstalteten ihren Aussagen zufolge die einzige überparteiliche Demonstration im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung. Ortsverbandsprecher Nikolaus Eberhardt begrüßte auf dem Marktplatz rund 30 Teilnehmer. Von der fünfköpfigen Gemeinderatsfraktion waren Heike Schütz, Robert Brusnik und Günther Martin da.

Eberhardt verlas den Aufruf von Fridays for Future mit den Forderungen an die Bundesregierung: „Extreme Waldbrände in Frankreich, Dürrekatastrophen in Italien, Rekordhitze in Deutschland – die Klimakrise kommt uns immer näher. Weltweit leiden immer mehr Menschen unter ihren Folgen. Arten sterben aus, Landwirtschaft und die Erzeugung von Lebensmitteln werden durch Extremwetterereignisse immer schwieriger.“

FDP als Blockierer

Ortsverbandsprecher Nikolaus Eberhardt verliest die Forderungen von Fridays for Future an die Bundesregierung und Birgit Ackermann erzählt, warum sie an der Demonstration in Ketsch teilnimmt.
Ortsverbandsprecher Nikolaus Eberhardt verliest die Forderungen von Fridays for Future an die Bundesregierung und Birgit Ackermann erzählt, warum sie an der Demonstration in Ketsch teilnimmt. © VOLKER WIDDRAT

Offiziell wolle die Ampelregierung das 1,5-Grad-Limit einhalten, doch die bisherigen Pläne reichten dafür nicht aus, so Eberhardt weiter: „Das Klimaschutz-Sofortprogramm hat sie aufgeschoben. Beim Verkehr blockiert die FDP wichtige Maßnahmen – vom Tempolimit bis zum Abbau klimaschädlicher Subventionen. Und der selbsternannte Klima-Kanzler Olaf Scholz setzt immer noch auf Investitionen in fossile Energien.“ Jetzt trommelten Teile von Regierung und Opposition „für die alten Klima-Killer“, so die Kritik. Fracking, Kohle- und Atomkraft sollten das ausbleibende russische Gas ersetzen und Energiepreise eindämmen: „Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit werden gegeneinander ausgespielt. Das lassen wir nicht zu!“.

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Man fordere von der Bundesregierung „konsequent aus Kohle, Gas, Öl und Atomkraft auszusteigen, eine grundlegende Verkehrswende, genügend Geld, um in der Energiekrise gezielt Menschen mit niedrigem Einkommen zu entlasten und die Länder des globalen Südens, die am meisten unter der Erderhitzung leiden, viel stärker bei der Bewältigung der Klimakrise zu unterstützen“.

Es braucht große Veränderungen

Birgit Ackermann, alleinerziehende Mutter eines siebenjährigen Sohnes und in Ketsch aufgewachsen, erzählte der Versammlung, warum sie zu der Demonstration gekommen ist und warum sie die Forderungen von Fridays for Future unterstützt. „Wir leben auf einem wunderschönen Planeten. Und wir setzen gerade alles daran, das Kapitel Menschheit auf diesem Planeten zu beenden“, mahnte sie. Die globale Erwärmung zerstöre unsere Lebensgrundlagen. Die Erderwärmung um 1,5 Grad bedeute schon deutlich spürbare Auswirkungen für alle: Landwirtschaft werde unmöglich, der Wald gehe verloren, der Anstieg des Meeresspiegels lasse Küstenstädte weltweit verschwinden. Das sei „beunruhigend und zugleich beschämend“.

Nicht nur die Politik habe versagt, sondern alle Erwachsenen. „Corona ist angesichts dessen, was da in puncto Klimaveränderung auf uns zurollt, Kindergarten“, zitierte sie den Energieforscher Volker Quaschning. Es brauche „große, strukturelle Veränderungen und das so schnell wie möglich“, führte die Rednerin aus und lud die Teilnehmer auf dem Marktplatz zu einer Imaginationsreise zu einem Baum ein. Zu einem schönen, großen Baum, der sich nach oben streckt, der aus dem Boden seine Lebenskraft bezieht, der eine entspannende Wirkung auf den Menschen hat.

Die Versammlungsteilnehmer waren sich einig, dass einige Dinge sofort beginnen müssen: Die Bäume schützen, den Konsum überdenken und lokal kaufen, selbst Nahrungsmittel anbauen, mit Schuldzuweisungen aufhören. „Einfach anfangen – und zwar alle gemeinsam“, rief Ackermann den Zuhörern entgegen.

Abschließend wurden Ideen gesammelt und auf Zetteln notiert, was in Ketsch und Umgebung passieren sollte. Als Impuls gab es zwei Fragen: In welcher Welt möchten wir alt werden? Welche Zukunft wünschen wir uns für unsere Kinder? Ackermanns kleiner Sohn Menkem brachte es mit der vielzitierten Fridays for Future-Parole auf den Punkt: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“. Die Erwachsenen auf dem Marktplatz konnten da nur mit einstimmen. Auch wenn es – bei diesem wichtigen Thema bedauerlich – nur eine übersichtliche Schar war.

Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter unserer Zeitung.
Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter unserer Zeitung. © WIDDRAT

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