Betonwand mit Blumenwiese?

NATUR- UND ARTENSCHUTZ UMWELT WIRKLICH IM BLICK BEHALTEN

Das geltende Natur- und Artenschutzrecht – so wie es der Ketscher Umweltbeauftragte versteht – schützt offensichtlich nicht die Natur und als Art nur den Menschen. Wobei im vorliegenden Fall eines „gepflegten Abenteuerspielplatzes“ (an sich schon ein Paradoxon) klar ist, dass Kinder nun wirklich vor so einigem geschützt werden müssen. Zum Beispiel vor zu viel Grün, könnte die Komplementärfarbe zu Rot doch möglicherweise zu vermehrt aggressivem Verhalten bereits im Sandkastenalter führen.

Vielleicht ging ja schon einmal ein Kind beim Versteckspiel im dichten grünen Dschungel verloren oder es gab schwerwiegende Verletzungen beim Durchqueren desselben. Oder will uns Herr Stang vor all den zugegebenermaßen lästigen beißenden, stechenden und saugenden Insekten schützen, wobei er mit dem Pflanzenschnitt während der Blütezeit sicherlich weniger den Zecken als vielmehr den Nützlingen wie etwa den Bienen schadet, obwohl die natürlich auch stechen können?

Das alljährlich sich wiederholende Ärgernis herabfallenden Laubes und den damit verbundenen Arbeitsaufwand minimiert er so ganz nebenbei. Die mögliche Lärmbelästigung durch lauthals jubilierende Scharen von Singvögeln dürfte bei Fortsetzung der genannten Maßnahmen schon bald Schnee von gestern sein – den schrillen Schreien der durch uns Menschen inzwischen hier eingebürgerten Grünsittiche und dem lautstarken Keckern und Krächzen der Elstern und Raben, Räuber wie wir Menschen, dürfte nicht so leicht beizukommen sein. Gewiss gibt es noch mehr stichhaltige Argumente für meinen nun folgenden Vorschlag an die Gemeinde Ketsch, der ihr viel Arbeit, Ärger und zudem die kostenintensive Stelle eines Umweltbeauftragten ersparen könnte: Komplettabholzung und Errichtung einer antiallergenen, verletzungsfreien, überschaubaren Pflege- und Folgekostenfreien Betonmauer, aufs schönste bemalt mit einer bunten Blumenwiese!

Herrn Mierswa rate ich, quasi zum Trost, zu gelegentlichen Ausflügen zu idyllischeren Orten mit alten, schattenspenden Bäumen, wo man Natur- und Artenschutz und auch die Verkehrssicherheit entweder anders definiert oder vielleicht – Gott sei Dank – ganz einfach kein Geld dafür hat. Einen ähnlich guten Tipp bekam ich übrigens vor Jahren vom damaligen Umweltbeauftragten meiner Heimatstadt Schwetzingen nach einer fruchtlosen Diskussion über Art und Weise sowie Zeitpunkt innerstädtischer Schnittmaßnahmen und deren Auswirkungen auf die heimische Vogelwelt: „Wenn sie Vögel hören wollen, gehen sie doch in den Schlossgarten!“

Ich kann nur hoffen, dass Herr Mierswa nicht – wie ich damals – nach solchen Erfahrungen einfach aufgibt und trotz meines ironischen Untertons erkennt, wie toll ich seine Initiative finde.

Dorothee Kern, Schwetzingen

© Schwetzinger Zeitung, Samstag, 29.07.2017