Baumann ist strikt gegen den Kiesabbau

Nikolaus Eberhardt (v. l.), Heike Schütz, Günther Martin, Andre Baumann und Robert Brusnik sind in Ketsch unterwegs – hier auf der Brücke zur Rheininsel. © Grüne

In der Schwetzinger Zeitung vom 3.7.2020 ist folgender Beitrag über unseren Ortsverband erschienen.

KETSCH

GRÜNE LANDTAGSKANDIDAT DISKUTIERT ÜBER BELANGE VOR ORT / ENTENPFUHL GENAUSO THEMA WIE DER RHEINDAMM / FERNRADWEG AUCH FÜR KETSCHER BÜRGER ATTRAKTIV

Ketsch.Zu einem Austausch besuchte der Bewerber für die Landtagskandidatur der Grünen, Dr. Andre Baumann, den Ortsverband seiner Partei in Ketsch. Seit Jahren treibt Baumann den Natur- und Umweltschutz in der Region und im Land voran. Viele Erfolge hat er zu verzeichnen, schreibt Nikolaus Eberhardt, Sprecher des Ortsverbandes der Ketscher Grünen, in einer Pressemitteilung.

Dass Ketsch mit Rheininsel, Ketscher Wald und Hockenheimer Rheinbogen ein sehr großes Naturpotenzial hat, weiß Baumann. Die wertvolle Ortsrandlage der Fünfvierteläcker-Äcker ist aber leider verloren gegangen, bedauert er.

Die Rheininsel ist eines der wertvollsten Rheinauengebiete in Süddeutschland und damit von ganz herausragender Bedeutung. Eine Mischung aus Bannwald und Schonwald sollte dort mit dem Ziel gepflegt und bewirtschaftet, dass der Natur- und Artenschutz optimal erreicht werde. Die Forstwirtschaft muss hier dem Naturschutz dienen. Und das ist seines Erachtens noch nicht wirklich der Fall. Auch der Ketscher Wald ist teilweise im Besitz des Landes. Er ist der letzte großer Eichen-Hainbuchen-Wald des Neckarschwemmkegels. Es gibt dort wichtige Heldbock- und Hirschkäfer-Vorkommen. Auch dieser Wald muss besser geschützt werden, so der Schwetzinger.

Der Hockenheimer Rheinbogen wird teilweise schön gepflegt, teilweise leidet er aber auch unter der Grundwasserabsenkung und Nutzung. Früher hat Baumann hier noch regelmäßig Rebhühner beobachtet oder Brachvögel am Karl-Ludwig-See, was es alles heute nicht mehr gibt. Das, was von den Ketscher Fünfvierteläckern noch übriggeblieben ist, sollte Landschaftsschutzgebiet werden, findet er. Das Regierungspräsidium Karlsruhe hatte eine Schutzgebietsausweisung vorgeschlagen.

Grundwasserschutz hat Priorität

Auf das Thema Entenpfuhl angesprochen, betont Baumann, dass er strikt gegen den Kiesabbau ist. Wichtigstes Argument ist der Grundwasserschutz, der im Wasserschutzgebiet Hardt absolute Priorität haben muss. Das Wasser wird in seiner derzeitigen sehr hohen Qualität dringend benötigt und darf keinem Risiko ausgesetzt werden.

Gemeinderat Günther Martin fragt nach dem Rheindamm, der sehr morsch sei und viele Bürger machen sich Sorgen. Wünschenswert wäre bei einer möglichen Sanierung auch ein Fahrradweg. Andre Baumann erklärte, dass es ein Sanierungsprogramm der Dämme gibt. Es muss aber nach Priorität vorgegangen werden. Für einen Fahrradweg müsse zudem die Finanzierung geklärt werden, da dies nicht direkt zum Hochwasserschutz gehöre.

Auch kam das Gespräch auf die Energieversorgung beziehungsweise Energiewende. Es ist derzeit davon auszugehen, dass ein Geothermiekraftwerk in der Region kommen wird, da sich der Oberrhein ideal dafür eignet. Es ist heute möglich, diese Technologie im Sinne aller umzusetzen und auch nicht am Rande von Siedlungen. Spätestens wenn Block 9 des Großkraftwerkes Mannheim abgeschaltet wird, könnte das vorhandene Fernwärmenetz, ein großer Schatz, mit einer Geothermieanlage weiter genutzt werden. Die beste Energie ist natürlich die, die nicht verbraucht wird.

Besser in die Höhe bauen

Zur Entwicklung des Innenbereiches der Gemeinde hat Andre Baumann auch ganz konkrete Vorstellungen. Gemeinden müssen für bezahlbaren Wohnraum sorgen. Dabei muss ein Bau in die Höhe erreicht werden. Baumann berichtet, dass Förderprogramme existieren, die Gemeinden gezielt unterstützen. Zudem sei es ihm besonders wichtig, dass auch nebenkostenarm, also mit entsprechender Dämmung, gebaut wird. Ökologie und Ökonomie und sozialer Wohnungsbau können zusammenkommen. „Häuser, die wir heute mit schlechten Standards bauen, sind die Altlasten von morgen“, unterstreicht Baumann. Auch im sozialen Bereich muss die Kinderbetreuung besser gefördert werden, sagt der Schwetzinger weiter. Aber Kitas sollten nicht allgemein gebührenfrei sein, wie die SPD vorschlägt. Baumann plädiert für eine einkommensabhängige Förderung von Familien. Eine zielgerichtete Hilfe ist unabdingbar, denn Schulden müssen abbezahlt werden. Die Landesregierung hat in den letzten Jahren gut gewirtschaftet. Aber die aktuellen Steuereinbrüche sind gewaltig und dürfen auf keinen Fall den zukünftigen Generationen aufgeladen werden. Insgesamt wünscht sich Baumann eine lebendige „Green Economy“. Es gibt erfolgreiche Unternehmen in der Region und sehr gute Start-ups, die es zu fördern gilt. Man muss Räume schaffen – sowohl bauliche als auch administrative. Microsoftgründer Bill Gates wäre in Deutschland an der Garagenverordnung gescheitert, fügt Baumann ironisch an.

Auf eine Frage von Heike Schütz zur neuen Mobilität erklärt Baumann, dass er ein Konzept aus S-Bahnen und Schnellbussen für umsetzbar und sehr vorteilhaft für die Region sieht. Langfristig wird es einen Umbau geben, der individuelle Mobilität ermöglicht, aber auf verschiedenen Systemen beruhen wird. Eine Kombination von Bahn für Langstrecken und Carsharing für den ländlichen Raum erlaubt ein komfortables Reisen. Und einfache Systeme nehmen die Menschen auch gerne an. Die Radschnellwege werden innerhalb eines Bundesprogrammes weiter ausgebaut und auch Ketscher Radlern helfen, schnell in die Umgebung zu kommen. Wichtig als Landtagsabgeordnetem wäre Baumann auch die direkte Unterstützung der Gemeinderatsarbeit. Eine enge Zusammenarbeit von Gemeinde, Kreis, Land und Bund sind bei den anstehenden Herausforderungen unabdingbar. Dafür möchte er sich einsetzen. zg©

Schwetzinger Zeitung, Freitag, 03.07.2020